Evolution in Kurz
Pferde sind keine reinen Gras und Heufresser. Ursprünglich im Wald lebend frassen sie dort Blätter, Äste, Wurzeln, Rinden, Flechten. Für dieses härtere Material brauchte es einen kräftigen Kiefer.
Die Pferde lebten mit den Jahreszeiten und unternahmen Herdenwanderungen. Bei Hitze gegen Norden, bei Kälte Richtung Süden. Das Futter- und Wasserangebot spielten dabei eine wichtige Rolle.
Ortsgebundene Herden entwickelten Sommer- und Winterfell.
In trockenen Gebieten war nur eine geringe Rohfaserverfügbarkeit, Tiere in solchen Regionen legten weitere Strecken für Futter zurück, benötigten eine grössere Individualdistanz und kannten eher den Futterneid - heute auch noch zu finden zum Beispiel bei Arabern, Spaniern.
Futterreiche Standorte brachten muskulösere und kompatiblere Tiere hervor wie beispielsweise das schwere Kaltblut und Ponies. Genug Futter sorgt auch für Ruhe und Verträglichkeit in der Herde.
Die Fortbewegung war gemächlich über den Tag mit einer Fresszeit von rund 18 Stunden, der Nährwert eher gering wenn man an Gestrüpp, Schilf oder Steppengras denkt.
Die Pferdchen, welche vor rund 6000 Jahren (Holozän / Neuzeit) im Osten domestiziert wurden waren klein im Vergleich zu den heutigen Tieren: mit 120 - 130 cm Stockmass konnte der Reiter fast mit den Absätzen bremsen.
Im Orient begann die Domestizierung rund 2000 Jahre später.
Die primitive Haltung in Wald und Flur ohne Grundfutterbevorratung da der Mensch noch Nomade war, bedingten eine gute Futterverwertung und bis vor 1000 Jahren war ein guter Fettansatz wichtig fürs Überleben, damals.
Mit Beginn der intensiven Nutzung veränderte sich die Fütterung, das Getreide hielt Einzug in die Pferdeernährung.
Mit der Entstehung der Handelsstrassen werden alle Tiere, nicht nur Pferde, getestet ob sie geeignet sind zum Warentransport.
Pferde ermöglichten ein Wirtschaftswachstum und damit musste auch die Fütterung angepasst werden. Schwerarbeiter benötigen Kalorien ohne dass sie einen dicken, schweren Bauch haben.
Heute ist das Problem umgekehrt: sehr viele Pferde fressen zu viel und arbeiten zu wenig, werden davon krank
Bibbern trotz Teddyfell
Ab einem gewissen Alter bauen Pferdesenioren im Winter ab. Trotz Teddyfell stehen sie zitternd auf der Weide oder im Auslauf.
Die Stoffwechselvorgänge laufen mit zunehmendem Alter auch langsamer ab, die Nährstoffe werden nicht mehr in der Menge verwertet wie in jungen Jahren.
Die Thermoregulation soll die Körpertemperatur eines jeden Lebewesens in einem bestimmten, gleichmässigen Bereich halten, unabhängig der Aussentemperatur, man könnte sagen in der Wohlfühltemperatur. Bei alten Tieren muss man nötigenfalls eingreifen.
Eine gleichmässige Körpertemperatur ist Überlebenswichtig für alle Stoffwechselvorgänge, sie können sonst nicht ordentlich funktionieren. Alles hängt daran: Darm, Muskulatur, Lunge, Haut, Herz…
Alte Pferde haben mehr Mühe sich warm zu halten. Bei trockener Kälte mag das noch gehen, kommen Dauerregen, Wind zu tiefen Temperaturen dazu wird es kritisch. Junge Pferde stecken das eine Weile weg, alten Pferden kühlt unter Umständen schon nach 30 Minuten die Haut aus.
Wird das alte Pferd auf der Weide gehalten, stellt sich die Frage nach der Decke nicht. Viel wichtiger ist die richtige Decke. Es nützt nichts eine 500 g Decke übers Pferd zu schieben wenn sie nicht wasserdicht ist.
Baut ein Pferd ab ist dies ein klarer Hinweis dass es zuviel Wärme verliert bzw. zuwenig Energie über das Futter aufnehmen kann. Dabei spielt es keine Rolle ob Heu in rauhen Mengen zur Verfügung steht denn ab einer gewissen Menge kann auch das Pferd nicht mehr in sich hinein kriegen.
Bei Ponys ist das weniger ein Problem, in der Regel müssen die im Futter kurz gehalten werden um keine Speckrollen anzusetzen. Ein schweres Pferd wird die benötigte Menge nur mit Heu nicht erreichen können.
Weidemanagement
Der Flächenbedarf variiert pro Pferd und Verfügbarkeit der Grasmenge pro m2.
Die Grünland-Aufnahme-Schätzung geht davon aus, dass die aufgenommene Frischmasse, also Gras, bei 15 Höhe 0.5 kg/m2 beträgt, bei 25 cm Höhe
1 kg/m2, bei 35 cm Höhe 1,5 kg/m2 und bei 45 cm Höhe 2 kg/m2
Ein Pferd das mit 200 kg Körpergewicht 5 kg Gras pro Tag fressen soll benötigt
- bei einer Graslänge von 15 cm 60 m2 Weide
- bei einer Graslänge von 25 cm 32 m2 Weide
- bei einer Graslänge von 35 cm 22 m2 Weide
Ein Pferd das mit 600 kg Körpergewicht 9 kg Gras pro Tag fressen soll benötigt
- bei einer Graslänge von 15 cm 108 m2 Weide
- bei einer Graslänge von 25 cm 57 m2 Weide
- bei einer Graslänge von 35 cm 40 m2 Weide
Ein Pferd das mit 800 kg Körpergewicht 13 kg Gras pro Tag fressen soll benötigt
- bei einer Graslänge von 15 cm 156 m2 Weide
- bei einer Graslänge von 25 cm 82 m2 Weide
- bei einer Graslänge von 35 cm 58 m2 Weide
Wer rastet der rostet
Das gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch das Pferd. Wie bei uns Zweibeinern verändert sich auch beim Pferd vieles mit dem Alter.
Die Lebenserwartung eines Warmblüters beträgt bis zu 30 Jahre, Kaltblüter schaffen oftmals grad gut 20 Jahre und Ponys können bis 40 Jahre alt werden. Pferde werden ab 20 Jahren als alt, oder eben Senior bezeichnet.
Dr. Vivian Gabor rechnet für Pferde bis zu einem Alter von 10 Jahren mit dem Faktor 3,5 an Menschenjahren, danach mit Faktor 3. Damit ist ein 20 Jahre altes Pferd in Menschenjahren 60 Jahre alt.
Der Alterungsprozess wird durch verschiedene Krankheiten, Haltungsbedingungen, Fütterung beeinflusst.
Die mit zunehmendem Alter auftauchenden grauen Haare kennen wir alle. Der Rücken kann sich senken, die Flanken fallen ein auf Grund fehlender Bauchmuskulatur. Der Bauchmuskel trägt dann den Rücken nicht mehr. Krankheiten wie Arthrose verändern das Gangbild, das Pferd braucht Zeit um sich einzulaufen.
Die inneren Organe wie Leber, Herz, Niere, Verdauung verlieren an Leistungsfähigkeit. Ebenso funktioniert die Thermoregulation nicht mehr so gut, es fällt dem Tier schwerer, sich den Witterungsbedingungen anzupassen.
Pferde, bei denen die Wahrnehmung nachlässt können schreckhaft werden weil sie Dinge in der Umgebung später bemerken.
Mit fortschreitendem Alter entwickeln viele Pferde Arthrose. Je früher dies in der Haltung allgemein berücksichtigt wird, je grösser ist die Chance, dass es auch im hohen Alter keine chronischen Probleme gibt. Gefördert werden Gelenkprobleme durch Fehlstellungen der Gliedmassen, falsche Hufbearbeitung oder Beschlag, Überlastung im Training, Verletzungen, Mangelernährung in der Aufzucht. Schwere Pferde sind häufiger betroffen als leichte Rassen.
Pferde die viel auf hartem Boden oder Asphalt laufen bekommen eher Gelenkprobleme, aber auch zu tiefer Boden ist zu vermeiden da dieser die Sehen stärker belastet.
Gesunde Zähne
Sie sind ein wichtiger Faktor um auch älteren Pferden wo lange wie möglich ein pferdegerechtes Leben zu ermöglichen. Wenn lebenslang regelmässige Zahnpflege betrieben wurde gibt es vielfach auch im Alter keine Probleme mit dem Gebiss.
Was mit den Jahren fortschreitet ist die Abnutzung der Zähne, der Zahnschmelz wird aufgebraucht. Ein seniles, glattes Gebiss kommt bei Pferden häufig vor, häufige Kontrollen können verhindern, dass sich ein Wellengebiss zu stark ausprägt weil damit keine effektiven Mahlbewegungen mehr möglich sind. Pferde mit dieser Problematik können Raufutter nicht mehr gut verwerten und sollten mit Heucobs gefüttert werden. Damit nicht von einem Tag auf den andern eine totale Futterumstellung erfolgen muss empfiehlt es sich, Senioren vorab schonmal daran zu gewöhnen. Mit Heucobs können auch ältere Pferde mit starker Gebissabnutzung ein einem guten Ernährungszustand gehalten werden. Eine kritiklose Zufütterung von Mash und Kraftfutter ist kontraproduktiv und sollte immer mit einer Fachperson in Ernährung berechnet werden.